Stotternde starten die Aktion #wortwechsel

Stotternde wissen genau was sie sagen wollen, sie können es nur nicht fließend aussprechen. Zum Welttag des Stotterns am 22. Oktober suchen Betroffene der Redeflussstörung jedoch bewusst nach den richtigen Worten, denn die Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V. (BVSS) startet die Aktion #wortwechsel. Gesucht werden alternative Formulierungen für den Alltag, da die Selbsthilfeorganisation beobachtet, dass „Stottern“ vermehrt mit negativer Konnotation (Nebenbedeutung) verwendet wird. Mitmachen kann jede und jeder, entweder durch eine Mail an den Verein (info@bvss.de) oder durch eigene Postings mit dem Hashtag #wortwechsel auf Twitter und Facebook bis zum 31. Oktober 2021. Die BVSS veröffentlicht unter www.welttagdesstotterns.de zudem eine Auswahl der Ideen. Ob Wirtschaftsmotor oder Impfkampagne, in Artikeln und Social Media-Beiträgen lassen es sowohl Journalisten als auch Privatmenschen regelmäßig stottern. Auch Aussagen von zum Beispiel Politikern werden vor allem dann als stotternd beschrieben, wenn man diese anzweifelt. „Immer, wenn das Wort Stottern als Sinnbild für ein Scheitern, für Inkompetenz, Lügen oder ähnliches verwendet wird, bleibt auch etwas Negatives über stotternde Menschen in den Köpfen zurück“, ist Anja Herde, Vorsitzende der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe, überzeugt. Begriffe wie stockend oder stolpernd seien oftmals ebenso passend, wenn nicht gar treffender, findet der Selbsthilfeverein. „Wir möchten nichts verbieten, sondern konstruktive Vorschläge für einen bewussten Wortwechsel machen und sind gespannt auf die Ideen“, betont Anja Herde, die selbst seit ihrer Kindheit stottert. Vielen Menschen sei gar nicht bewusst, dass Stottern als Behinderung anerkannt ist und sich von dem Steckenbleiben oder den Wortfindungsschwierigkeiten, die fast jeder gelegentlich erlebt, eklatant unterscheidet: „Wir wünschen uns, dass Stottern vor allem als wertfreier Begriff für unsere Sprechstörung verwendet wird“. Allein in Deutschland stottern mehr als 830.000 Menschen. Nach heutigem Kenntnisstand ist Stottern eine neurologisch bedingte Störung des Redeflusses, die Veranlagung dazu wird vererbt. Stottern lässt daher keinerlei Rückschlüsse auf die Intelligenz, den Charakter oder die Herkunft der betroffenen Person zu. Als Interessenvertretung setzt sich die Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe unter anderem durch sachliche Information und neutrale Beratung für eine bessere Aufklärung über Stottern ein.
Das vom Stotterer-Weltverband ISA (International Stuttering Association) ausgerufene Welttagsmotto 2021 lautet: Speak the change you wish to see. Der Welttag des Stotterns wird seit 1998 jeweils am 22. Oktober begangen. Weltweit wird der „Stuttering Awareness Day“ (ISAD) genutzt, um mit Aktionen und Veranstaltungen Aufmerksamkeit zu erhalten für die Schwierigkeiten, die Betroffene mit ihrer Redeflussstörung bewältigen müssen und für die Fakten rund um die Sprechbehinderung Stottern, über die es noch immer zahlreiche Vorurteile gibt.

Darum geht es bei #wortwechsel:
In Artikeln und auf Social Media lassen es Journalisten und Privatmenschen regelmäßig stottern. Meist wird Stottern dann ohne richtigen Zusammenhang mit der Redeflussstörung einfach als Sinnbild für ein Scheitern oder für persönliche Inkompetenz usw. verwendet. Durch diese Sprachbilder bleibt aber auch etwas Negatives über stotternde Menschen in den Köpfen zurück.

Stottern ist kein Begriff für alles, das nicht rund läuft.
Wir möchten die Gesellschaft dafür sensibilisieren, suchen alternative Formulierungen für den Alltag. und wollen eine Änderung des Sprachgebrauchs anschubsen – denn oft sind Begriffe wie holprig oder stockend ebenso passend.

Einfach mitmachen.
Jedes Teilen und Liken unserer Veröffentlichungen zu #wortwechsel auf Facebook, Instagram und twitter unterstützt die Aktion. Natürlich sind auch eigene Postings mit #wortwechsel hilfreich und willkommen.
Wer mag, kann auf „stotternde“ Beiträge oder Überschriften auch mit einem freundlich-konstruktivem Kommentar oder einer Mail reagieren, gerne mit #wortwechsel oder einem Hinweis auf www.bvss.de/welttag dabei.

Wichtig: Wir möchten niemandem etwas verbieten.
Stotternde Menschen wünschen sich einfach, dass Stottern vor allem als wertfreier Begriff für deren Sprechstörung verwendet wird.

Über Links, Tipps und Formulierungs-Ideen an info@bvss.de freuen sich die Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V. sehr.
Kontakt:
Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V.
Zülpicher Str. 58 │ 50674 Köln
Ulrike Genglawski │ Telefon 0221-1391106 │ E-Mail: info@bvss.de
www.bvss.de │ www.welttagdesstotterns.de

aus der Pressemitteilung des bvss – Köln, im Oktober 2021