Auch in diesem Jahr stand in der Janosch-Grundschule wieder kurz vor den Osterferien das Lesen eine Woche lang im Mittelpunkt des Unterrichts. Im Vorfeld überlegten sich die Klassenlehrerinnen und -lehrer, welches Buch in dieser Woche gelesen wird und welche Projekte und Aktionen dazu in den einzelnen Stufen durchgeführt werden können.

Dieses Jahr konnten die Kinder an 3 Tagen in der ersten Stunde aus einem großen Angebot verschiedenster Kinderbücher individuell und klassenübergreifend auswählen. Dann wurde ihnen in einer gemütlichen Atmosphäre eine halbe Stunde vorgelesen, bis es wieder in die Klassen zum klassenbezogenen Leseprojekt zurückging. Jedes Mal konnten die Kinder wieder neu entscheiden, in die Welt welchen Buches sie einsteigen wollten. Dieses neue Vorleseangebot kam bei den Kindern sehr gut an, so dass wir dies sicher im nächsten Jahr in ähnlicher Form wiederholen werden.

Neben der ausführlichen, altersgemäßen Lektüre stehen aber auch interessante und abwechslungsreiche andere Aktivitäten in den Klassen auf dem Programm. Die Kinder gestalten zum Beispiel Bilder zu einer bestimmten Szene ihres Buches, sie erarbeiten Lernplakate zu einem Sachthema ihres Buches oder sie üben Szenen mit Stabpuppen oder Lieder selber ein, die sie zum Teil selbst getextet haben.

Die handlungs- und produktionsorientierte Auseinandersetzung mit einer Lektüre ist der zentrale Inhalt in dieser Woche. Dabei spielen auch der kreative Umgang und die fantasievolle Auseinandersetzung mit Literatur eine große Rolle. Lesen mit allen Sinnen, das bedeutet: Es wird geschnitten, geklebt, gestaltet, gemalt, diskutiert, einstudiert, vorgelesen, zugehört und vieles mehr.

Im Rahmen dieser Woche finden auch immer Autorenlesungen statt. Hier haben die Kinder die Gelegenheit, einen „echten“ Schriftsteller bzw. eine „echte“ Schriftstellerin hautnah zu erleben.

In diesem Jahr besuchte uns zunächst Autor und Illustrator Joachim Günther und las für die Kinder der 1. und 2. Stufe aus mehreren seiner Bücher vor, wobei dies nicht genau zutrifft, denn es war eine spannende und fesselnde Inszenierung, die der Schriftsteller den Schülerinnen und Schülern bot. Er trug nicht nur aus seinen Werken vor, sondern zeichnete auch noch parallel dazu die Hauptfiguren seiner Geschichten. Sie handelten von einer Hexe, die ihren Mann immer wieder verzauberte, einem musikalischem Schwein, das seine Freunde vor dem Schlachthof rettete und einem ganz besonderem König.  Die Kinder hatten viel Freude an den lustigen Geschichten und waren von den wunderschönen Zeichnungen begeistert, von denen nun auch einige in unserer Bücherei zu bewundern sind.

 

Genauso spannend und abwechslungsreich und dennoch ganz anders inszenierte die Schriftsteller Andrea Karimé vor den 3. und 4. Schuljahren ihre Lesung zu ihrem Buch „Nuri und der Geschichtenteppich“. Nuri musste mit ihren Eltern aus dem Irak nach Deutschland fliehen und ihre geliebte Tante dort zurücklassen. In zahlreichen Briefen vertraut Nuri ihrer Tante ihre Ängste und Sorgen, aber auch ihre Geheimnisse an. Eines Tages schenkt Nuris Vater ihr einen Geschichtenteppich, so wie ihn früher Tante Marwa hatte. Mit dessen Hilfe kann sie nun die Kinder in der Schule auch mit ihren Erzählungen verzaubern. Zunächst erzählt sie die Geschichte von den Schwarzzahnmonstern, die ihre Gefühle entdecken, nur einigen Jungen, die sie auf dem Heimweg belästigen, aber bald kann sie die ganze Klasse damit begeistern. Die Kinder kamen immer wieder in einen regen Austausch über diese Geschichte des Buches mit Andrea Karimé, deren Geschichte oft sehr nah an den Erfahrungen der Kinder der Janosch Grundschule war. So war es für alle eine Freude, dass sie der Autorin zum Schluss auch noch viele Fragen über ihr Leben und den Beruf als Autorin stellen konnten.

 

Am letzten Tag der Lesewoche zeigten alle Klassen eine kleine Präsentation zu ihrer Lektüre auf vielfältige Weise. Beim Abschlussgespräch im Erzählkreis waren sich schließlich alle Kinder einig: „Das war eine tolle Woche, schade, dass sie so schnell vorbeigegangen ist.“ Vielleicht ist danach aus dem ein oder anderen Lesemuffel sogar eine kleine Lesemaus geworden. VIele Bücher der persönlich erlebten Buchautoren und alle Bücher aus der Vorlesezeit können sich die Kinder nun in unserer Schulbücherei direkt ausleihen.

 

 

Die Klassen der 3.Schuljahre wurden dieses Jahr zusätzlich von Gästen aus dem Haus Oberlar besucht. Dabei handelte es sich um Flüchtlinge aus dem Irak, Syrien und Äthiopien, die im Haus Oberlar beim Erlernen der deutschen Sprache und dem alltäglichen Leben in ihrer neuen Heimat Deutschland unterstützt werden. Sie erzählten von ihrem Leben aus ihrer Heimat, stellten sich den vielen interessierten Fragen der Kinder und beeindruckten alle, dass sie schon jetzt so gut deutsch gelernt hatten, dass ein Gespräch möglich war. EInige Kinder der Gäste besuchen auch schon die Janosch-Grundschule, was ebenfalls auf großes Interesse stieß. Zum Schluss lasen die Gäste noch ein Gedicht vor und gemeinsam sangen alle zum Abschluss ein deutsches Lied. Dieses Vorhaben war eingebunden in das Projekt „Engel der Kulturen“ und stellt einen Baustein in der vielfältigen Zusammenarbeit zwischen dem Haus Oberlar und der Janosch-Grundschule zur Verbindung der verschiedenen Religionen dar.